4. Woche in der Fastenzeit
Zachäus – ich muss heute …
Gibt man in der Google Bildersuche das Wort Zachäus ein, tauchen vor allem Bilder aus Kinderbibeln und für Kindergruppenstunden auf. Zachäus komm schnell vom Baum herunter, ich muss heute zu dir kommen…. scheint ein wunderbares Thema für Kinder zu sein… und für uns? Wie vielen von uns ist bewusst, dass die malerische Szene von Zachäus auf dem Baum nur so stattfinden konnte, weil ihn niemand aber auch wirklich niemand in sein Haus gelassen hätte – und Zachäus das auch wusste.
Die meisten Häuser in der Zeit Jesu waren einstöckig und hatten eine Dachterrasse auf der sich ein großer Teil des Lebens abspielte – eine einfachere Art, Jesus zu sehen, wäre gewesen, sich auf eine dieser Dachterrassen zu stellen. Aber Zöllner galten als unrein, man musste sich einem Reinigungsritual unterziehen, wenn man mit ihnen in Berührung gekommen war. Wie gesagt, niemand würde einen Zöllner ins Haus lassen. Es schien unmöglich, dass ein Zöllner gerettet werden könnte, von einem Oberzöllner ganz zu schweigen. Und doch scheint der Wunsch Jesus zu sehen groß gewesen zu sein – und auf Gegenseitigkeit beruht zu haben.
Jesus musste dort vorbeikommen. Bei einer Stadt wie Jericho war das keine geographische Notwendigkeit. Das muss von dem in der Erzählung die Rede ist, ist ein göttliches, ein heilsgeschichtliches muss. Ich muss heute in dein Haus kommen.
Die meisten von uns haben so einen Zachäus irgendwo in einer Herzfalte sitzen – einen Aspekt unserer Persönlichkeit, vielleicht eine Erinnerung, die wir auf keinen Fall in unser Wohnzimmer lassen würden, von dem wir gott froh sind, dass ihn, wenn dann, nur wenige kennen und daher irgendwo in die Tiefen unseres Innern verbannen. Unglücklicherweise behindern wir uns dadurch in unserer Freiheit, denn es ist eine alte geistliche Weisheit, dass nur das erlöst werden kann, was angenommen ist.
Oder wie es Tomàs Halìk in seinem Buch Die leeren Kirchen schreibt: „Wenn wir in uns den Staub unserer Endlichkeit ertasten können, können wir gerade dadurch gleichzeitig die Hand Gottes berühren, die uns aus dem Staub hebt….“
Gedanken von Sr. Elisabeth Bäbler