Im Tod dem Leben trauen – 5. Fastensonntag


Evangelium zum 5. Fastensonntag: Joh 11,1-45
Im Tod dem Leben trauen – Auferstehung vor dem Tod
Jesus ist sehr menschlich und zugleich herausfordernd in diesem Evangelium. Seine Beziehung zu Lazarus wird betont. Lazarus ist ein Freund von ihm. Jesus hört von der Erkrankung seines Freundes und dies berührt ihn sehr, erschüttert ihn im Innersten. Hier ist Jesus uns Menschen sehr nahe. Und doch unternimmt er nichts, um den Tod seines Freundes zu verhindern! Ganz bewusst konfrontiert er seine Freunde mit der Wirklichkeit des Todes, mit der Wirklichkeit, dass wir weder Leben noch Tod letztlich im Griff haben. Er führt seine Freunde zu dieser Erfahrung, der wir so gerne ausweichen („er riecht schon“). Mitten im Dunkel, im Leid und in der Verzweiflung führt er sie zu einer neuen Tiefe des Glaubens.
Im Angesicht von Leid und Tod helfen meist angelernte Glaubenssätze, wie sie auch Martha abspult nicht weiter. Gerade angesichts des Todes und Leidens merken wir schmerzlich, dass uns alles aus der Hand genommen ist. Wir können entweder verzweifeln und resignieren oder uns von Jesus selbst zu einem tiefen, rückhaltlosen Gottvertrauen herausfordern lassen. Ein solches tiefes Vertrauen braucht mehr als auswendig gelernte Glaubenswahrheiten. Es wurzelt in einer inneren Beziehung zu Gott. Und solches Vertrauen braucht Zeit, sich zu entwickeln und gewinnt gerade in Schwierigkeiten und Herausforderungen Klarheit, Tiefe und Entschiedenheit.
LEBEN in diesem Evangelium ist die lebendige Beziehung mit Jesus, die bleibt über den leiblichen Tod hinaus. Auch wir sind jetzt schon in diese Vertrauensbeziehung zu Christus gerufen, die auch in Grenzsituationen wie Leid und Tod trägt.

Franziskanische Grundhaltung: Radikal auf Gott vertrauen
Franziskus lebte in großer Unmittelbarkeit Gott gegenüber. Er betont, dass Gott selbst ihn führt. Es ist ihm grundlegend wichtig, dass Gott selbst immer der Maßstab und Leiter seines Handelns und das der Brüder bleibt – und nicht etwas das Menschen oder er, Franziskus selbst, sagen oder meinen.
Gott selbst ist die Wurzel. Aus der Verbundenheit mit ihm und aus seiner Kraft, kann er „radikal“, d.h. „von der Wurzel her, leben. Und er ermutigt auch uns heute zu solch einem radikalen Vertrauen und einer radikalen Beziehung zu Gott.
Impuls für die Woche:
- Wo begegnen mir Menschen in solchen Grenzsituationen (Tod, zerbrochene Beziehungen, Arbeitslosigkeit, Krankheit)? Habe ich soviel Lebendigkeit, Klarheit und Kraft ihnen zu helfen, mit dem Geheimnis von Tod und Auferstehung in Berührung zu kommen?
- In Kirche und Gesellschaft und in mancher Gemeinschaft und Familie sind viele Veränderungs- und Sterbeprozesse. Habe ich den Mut, diesen nicht auszuweichen, sie nicht wahrhaben zu wollen, sondern mit aus dem Ostergeheimnis heraus mich darauf einzulassen und zu vertrauen, dass Gott darin eine Tür zum Leben öffnet?
- Wo lockt mich Gott, diese Haltung der Zuversicht konkret zu leben, die letztlich nur in Verbundenheit und dem Vertrauen mit IHM möglich ist?
Wir freuen uns auf den gemeinsamen Weg durch die Fastenzeit mit Ihnen!
Sie möchten mit einer Schwester ins Gespräch kommen, dann schreiben Sie uns: fastenzeit@klostersiessen.de
Sr. Christiana Schlotter oder Sr. Anna-Barbara Regnat stehen gerne zur Verfügung.